ISO 50001 oder EMAS: Welches Managementsystem passt für wen?
Das Energieeffizienzgesetz verpflichtet Unternehmen ab einem Gesamtendenergieverbrauch von 7,5 GWh/a dazu, entweder ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS einzuführen. Bis spätestens 18. Juli 2025 muss eines der Systeme eingerichtet sein. Doch welches eignet sich für wen am besten?
Die internationale Norm ISO 50001 definiert die Anforderungen an ein Energiemanagementsystem. Dazu zählen die Erfassung und Bewertung von Energieströmen, die Festlegung von Energieeffizienzzielen und Maßnahmenpläne, um diese Ziele zu erreichen.
Das europäische Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) beinhaltet einige Aspekte des Energiemanagementsystems nach ISO 50001: Auch im Rahmen von EMAS müssen Energieströme bilanziert werden. Hinzu kommen alle Anforderungen der ISO 14001. Dazu gehört beispielsweise die Bestimmung der Umweltaspekte, die das jeweilige Unternehmen betreffen, sowie die Bilanzierung von Abwasser, Abfall und Materialeinsatz und die Erstellung eines Plans zur Verbesserung der Umweltleistung und Notfallvorsorge.
Hinsichtlich Transparenz, Beteiligung der Mitarbeitenden und rechtlicher Konformität geht EMAS noch über die ISO-Normen hinaus: Unternehmen müssen eine Umweltprüfung durchführen und ihre Rechtskonformität bezüglich vieler Gesetze, Vorschriften und behördlicher Auflagen nachweisen. Jährlich müssen sie eine validierte Umwelterklärung veröffentlichen.
Was ist bei der Wahl des Managementsystems zu berücksichtigen?
Bei der Auswahl des passenden Managementsystems für das eigene Unternehmen sind mehrere Kriterien in Betracht zu ziehen:
- Personelle und zeitliche Ressourcen: EMAS geht weit über die ISO 50001 hinaus, deshalb kann der Aufwand deutlich größer sein. Vor allem für Unternehmen, die aufgrund des Energieeffizienzgesetzes erstmals ein Managementsystem einführen, kann der Start mit einem Energiemanagementsystem nach ISO 50001 deshalb einfacher sein. Dessen Einführung nimmt nach unseren Erfahrungen aus zahlreichen Projekten meist schon zwischen einem halben und einem ganzen Jahr in Anspruch. Für ein Umweltmanagementsystem nach EMAS ist in der Regel mit einem höheren Aufwand und einer zusätzlichen personellen und zeitlichen Bindung zu rechnen.
- Anforderungen von Kunden oder Lieferanten: Vor allem große Unternehmen fordern von ihren Lieferanten immer häufiger bestimmte Nachweise oder Zertifikate hinsichtlich Energiemanagement, Umweltmanagement oder Nachhaltigkeit. In diesem Fall ist es ratsam, das entsprechende Managementsystem zu wählen.
- Bereitschaft zur Transparenz: EMAS fordert die Veröffentlichung einer Umwelterklärung, die unter anderem zahlreiche Daten enthalten muss, etwa die Menge an eingesetzten Rohstoffen, Energie und Wasser, die Produktionsmenge sowie die erzeugten Treibhausgas-Emissionen und Abfälle. Die Umwelterklärung ist z. B. unter https://www.emas.de/umwelterklaerungen oder auf der Website der Unternehmen öffentlich einsehbar. Damit ist die Zustimmung der Geschäftsführung zur Veröffentlichung dieser Unternehmensdaten eine Grundvoraussetzung für die Einführung von EMAS.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Für Unternehmen, denen die positive Öffentlichkeitswirkung einer Umwelterklärung wichtig ist, kann EMAS die bessere Wahl sein.
- Vorhandensein von Managementsystemen: EMAS empfiehlt sich auch für Unternehmen, die bereits ein Energiemanagement nach ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 haben und nun den nächsten Schritt in Richtung Umweltschutz gehen möchten, außerdem für alle, die schon beide Managementsysteme betreiben und diese in EMAS zusammenführen möchten.
- CSRD Berichtspflicht: Unternehmen, die bereits jetzt oder absehbar von der CSRD (Corporate Sustainabilty Reporting Directive) betroffen sind, kann EMAS der ISO 50001 vorzuziehen sein. Denn damit haben sie bereits viele Daten für den durch die CSRD geforderten Nachhaltigkeitsbericht vorliegen.
Zu beachten ist jedoch, dass der Nachhaltigkeitsbericht und die Umwelterklärung nach EMAS zwei unterschiedliche Berichte sind, die auf eigenen Standards basieren und von verschiedenen Stellen (Umwelterklärung: Umweltgutachter, Nachhaltigkeitsbericht: Wirtschaftsprüfer) geprüft werden.
Bei der Entscheidung und der anschließenden Einführung eines Managementsystems unterstützen wir Sie gerne. Kontaktieren Sie uns jetzt für ein unverbindliches Erstgespräch: https://www.bfe-institut.com/de/kontakt