Meichle + Mohr
Energiemanagement-System schafft Bewusstsein für Energie(kosten)
Mit Kies, Sand und Splitt, Beton und Pflastersteinen kennt man sich aus bei Meichle + Mohr. Energiemanagement war hingegen Neuland, als 2014 ein solches Managementsystem eingeführt werden sollte. Heute ist das anders. Das Bewusstsein für Energie ist erheblich gewachsen, die Energieeffizienz gestiegen – auch dank der Zusammenarbeit mit BFE.
Im Jahr 2014 übernahm Martin Maus als Energiebeauftragter bei Meichle + Mohr die Aufgabe, mit Unterstützung von BFE ein Energiemanagement-System nach ISO 50001 aufzubauen. Hier musste praktisch bei null begonnen werden. In einem ersten Schritt arbeiteten sich Geschäftsleitung, Technische Leitung und Energiebeauftragter intensiv in das Thema ein. In einem zweiten Schritt wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um zu klären: Wo steht das Unternehmen und was ist zu tun?
Die Fachleute von BFE brachten dabei ihr Wissen und ihre Erfahrung ein, wie ein Energiemanagement-System im Unternehmen am besten aufgebaut und verankert wird. Um herauszufinden, wo welche Einsparpotenziale liegen, schauten sie sich die 18 Standorte der Meichle + Mohr Firmengruppe genau an.
Energiebericht enthält Überraschung
Das Ergebnis war ein Energiebericht, der für eine Überraschung sorgte: Der höchste Energieverbrauch fiel nicht beim Energieträger Strom an, wie man aufgrund der großen Produktionsanlagen vermutet hatte. Vielmehr sorgten rund 100 LKW des Fuhrparks und etwa 70 Baumaschinen für einen Dieselverbrauch, der in kWh betrachtet etwa dreimal höher lag als der reine Stromverbrauch.
Seit Einführung des Energiemanagementsystems im Jahr 2014 konnte die Meichle + Mohr Firmengruppe nicht nur den Dieselverbrauch pro 100 km deutlich reduzieren. Auch bei den Energieträgern Strom, Heizöl, Erdgas und Flüssiggas hat das Unternehmen seinen Verbrauch pro Tonne produzierten Materials signifikant gesenkt – und damit seine Energiekosten.
Um dies zu ermöglichen, hatte BFE unterschiedliche Effizienzmaßnahmen vorgeschlagen. „Das war wichtig, um überhaupt zu wissen, wo wir sinnvollerweise ansetzen sollten“, erklärt Geschäftsführer Oliver Mohr. „Dabei genügt es aber nicht, vorgeschlagene Maßnahmen nach rein energetischen Gesichtspunkten zu beurteilen, sie müssen auch ökonomisch sinnvoll sein.“ Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen beispielsweise der Ersatz älterer Pumpen oder Antriebe durch neue, energieeffizientere Technologien, der Austausch alter Heizungen oder der Einsatz von Wärmepumpen. Auch bei der Entscheidung, ob eine Anlage oder eine Maschine repariert oder neu angeschafft wird, spielt der Faktor Energie nun eine wichtige Rolle.
Kennzahlenentwicklung
Hierfür mussten jedoch zuerst energetische Kennzahlen entwickelt werden. Anfangs nutzte Meichle + Mohr eine Kennziffer pro Energieträger über alle Standorte hinweg. Doch schnell wurde klar, dass diese nicht aussagekräftig genug war. Denn ein Betonwerk arbeitet vollkommen anders als ein Steinbruch. Deshalb wurde mit Unterstützung von BFE für jeden Energieträger und für jeden Standort eine eigene Kennzahl eingeführt.
Hinzu kommt, dass Meichle + Mohr mit Naturprodukten arbeitet. „Ist eine Abbruchwand beispielsweise zu lehmhaltig, erhalten wir eine geringere Menge an verkaufsfähigem Material, verbrauchen aber in etwa gleich viel Energie wie bei weniger lehmhaltigen Wänden. Das bedeutet, dass der Energieverbrauch pro Tonne höher ist“, beschreibt der Energiebeauftragte die Situation. Um diese und andere Unregelmäßigkeiten auszugleichen, müssen die Kennzahlen geglättet werden. „Hierfür hat uns BFE die Regressionsanalyse empfohlen. Die hätten wir sonst sicher nicht genutzt, doch sie funktioniert sehr gut, und wenn einmal Fragen aufkommen, wenden wir uns einfach an BFE.“
Erfolgreiche Zertifizierung
Bevor das Energiemanagement-System durch eine Zertifizierungsgesellschaft geprüft wurde, führte BFE ein internes Audit durch. Hierfür prüften die Fachleute an allen Standorten die Dokumentation und ob die Mitarbeitenden das System auch verinnerlicht haben. So ließen sich noch Lücken schließen, bevor der externe Auditor das System begutachtete.
Dieser prüfte schließlich den Hauptsitz in Immenstaad und sieben weitere Standorte als Stichprobe, weil Meichle + Mohr eine Matrixzertifizierung gewählt hatte. „Das wurde uns auch von BFE empfohlen, und wir sind froh, dies so gemacht zu haben“, erklärt Oliver Mohr. Denn dadurch sind Dokumentationsaufwand und Kosten deutlich geringer, als wenn jeder Standort und jedes Tochterunternehmen separat zertifiziert würde.
Den positiven Bescheid zur ISO-50001-Zertifizierung erhielt Meichle + Mohr rechtzeitig, um noch im laufenden Jahr den Spitzenausgleich in Anspruch nehmen zu können.
Ansprechpartner für alle energierelevanten Themen
Seitdem unterstützt BFE das Unternehmen bei der Betreuung und Weiterentwicklung des Energiemanagement-Systems und als interner Auditor. „Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit. Wenn wir Fragen mit energetischer Relevanz haben, brauchen wir nur anzurufen. Unsere Ansprechpartner bei BFE kennen das Unternehmen und unsere spezifischen Prozesse schon so lange und so gut, da erhalten wir immer pragmatische Lösungsvorschläge. Das ist sehr wertvoll“, so Martin Maus.
Beispielsweise baut Meichle + Mohr derzeit ein neues Pflastersteinwerk. Dabei kam die Frage auf, wie viele Messstellen hier installiert werden müssen, um die ISO 50001 zu erfüllen. Der Experte von BFE wies darauf hin, dass nicht das gesamte Werk mit Zählern ausgestattet werden muss, sondern nur einige definierte Bereiche. „Das war ein wertvoller Hinweis, durch den wir uns die Installation dutzender Zähler sparen“, freut sich der Technische Leiter.
Herausforderung Nummer Eins: gesetzliche und regulatorische Änderungen
Die größte Herausforderung liegt für den Energiebeauftragten derzeit bei den Änderungen von Gesetzen, Regulatorien und anderen politischen Vorgaben. „Doch auch hier können wir uns auf BFE verlassen. Unsere Ansprechpartner weisen immer rechtzeitig darauf hin, wenn etwas Neues auf uns zukommt, und wissen, welche Auswirkungen das auf unser Unternehmen hat und wie wir uns am besten vorbereiten können.“
Aktuell geht es darum, die Vorgaben der EnSimiMaV und der ValERI-Norm umzusetzen. Bei ValERI ließ sich trotz Nachfrage bei den maßgeblichen Stellen nicht zweifelsfrei klären, ob die Norm für Meichle + Mohr relevant ist. In Absprache mit BFE beschloss das Unternehmen, sie anzuwenden, um auf der sicheren Seite zu sein.
Projekt Photovoltaik-Freiflächenanlage
Ein Spezialfall in der Meichle + Mohr Firmengruppe ist die Marina in Kressbronn am Bodensee. Auch sie ist ISO-50001-zertifiziert und unternehmensintern Pionierin in Sachen Photovoltaik (PV). Mittlerweile haben auch weitere Standorte PV-Anlagen, darüber hinaus gibt es Pläne für eine große Freiflächen-PV-Anlage. „Damit können wir unsere Versorgungssicherheit und Preisstabilität erheblich verbessern“, erklärt Oliver Mohr. Auch hier ist BFE beratend beteiligt. Bis zur Realisierung wird es jedoch noch etwas dauern, aktuell läuft das Bebauungsplanverfahren.
Bewusstsein ist entscheidend
Der entscheidende Faktor beim Energiemanagement ist das Bewusstsein für Energie(kosten). „Das gab es vorher nicht wirklich. Für die unterschiedlichen Prozesse wird eben Energie gebraucht – das ist halt so. Durch die Einführung des Energiemanagement-Systems und die Zusammenarbeit mit BFE hat sich das grundlegend gewandelt. Uns wurde bewusst, was für ein Kostenfaktor Energie ist, und dass sich der Verbrauch und somit auch die Kosten durchaus reduzieren lassen“, so die Geschäftsleitung.
Mitarbeiterschulungen unterstützen diesen Bewusstseinswandel – mit Erfolg: Jetzt vermeiden beispielsweise Lkw-Fahrer Leerfahrten, wann immer es geht. Wenn ein Mitarbeiter bemerkt, dass ein Förderband längere Zeit leer läuft, schaltet er es ab, auch das Licht wird ausgemacht, wenn es nicht gebraucht wird. „Das merkt man schon deutlich“, so Martin Maus.
Die Empfehlungen von BFE kommen nicht aus der Theorie, sondern sind immer pragmatisch und passen zu unserem Unternehmen und unseren spezifischen Prozessen.
Martin Maus, Energiebeauftragter bei Meichle + Mohr Firmengruppe